Donnerstag, 30. Juli 2009

Wahllos

Erneut falle ich,
stürze gen kalten Abgrund,
durchbohrt von tausend Klingen,
zerrissen von millionen Gedanken,
gepeinigt durch unendliche Fragen.

Der Aufschlag ist hart,
aber gänzlich schmerzlos,
liegt keine Steigerung in ihm,
so falle ich bloß erneut,
und nicht heftiger als zuvor,
abgehärtet durch den Wind der Zeit,
der gnadenlos meine Haut zerriss,
genährt durch die Saat der Verzweiflung,
die meinen Leib in ihrer Bitterkeit betäubt,
bis er gänzlich starr und leblos scheint,
ohne dies noch wirklich zu spüren.

Blutspuckend lieg ich hier,
spielend mit dem Gedanken aufzustehen,
wieder einmal sich zu erheben,
um später erneut fallen zu können,
oder endgültig liegen zu bleiben,
zusehend wie ich langsam vermodere,
ohne je etwas erreichen zu können,
ohne je etwas erreichen zu wollen,
wie jemand der schon lange vergangen.

Die Illusion der Wahl ist perfekt.

Steht das Ende doch nie zu Debatte,
so dass ich auch dieses Mal auferstehen werde,
zerschmetternd all die Klingen in meinem Leib,
ermordend all diese Gedanken und ihre Fragensaat,
wie ein Phönix aus der Asche seiner Selbst,
zurückkehrend in den ewigen Krieg,
den zu wenige wahrlich erkennen,
und so still ihrem Ende entgegen schreiten.

Es ist nicht verkehrt,
es nicht zu wissen,
ist es bloß einfacher,
als die Gewissheit,
dass alles Leben vergeht,
nicht durch den Tod,
sondern durch das Leben selbst.

Die Ohnmacht der Trägheit ist es,
die mich erneut zu Boden zieht,
doch was mich wieder aufstehen lässt,
ist und bleibt mir ein Rätsel.

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Wer niemals fällt,
der niemals lebt,
der niemals stirbt,
der niemals existiert.

Nachtwandler

Es wird dunkel,
die Welt versinkt in Schwärze,
der Mond leuchtet hell am Himmel,
nur verdunkelt durch Wolken der Nacht,
dessen Ziel nur die Verdunklung selbst ist.

Die Straßen werden leer,
die Menschen gehen zu Ruh,
gezogen von ihrer Müdigkeit,
zugedeckt durch ihre Angst,
die sie stets mit der Dunkelheit verbinden,
welche nun das Land mit Stille überzieht,
Stille die nur wenige Menschen ertragen können,
Einsamkeit welche sie hilflos macht,
ohne ihre schützende Masse,
die tagsüber auf Straßen wandelt.

Ich bin wohl anders,
wenn die Sonne vergeht,
und Schatten regieren.

Die Nacht nährt meine Vitalität,
stärkt mich von Innen heraus,
schärft meinen Blick für Bewegungen,
welche schnell durch die Schatten rasen,
erweckt mein Gehör für Geräusche,
die des Tageslärm untergehen,
aber jetzt völlig klar,
bemächtigt meine Seele,
auf dass ich wahrnehme,
was wahrzunehmen ist,
und erdenken kann,
was erdacht werden muss.

Die Schönheit der Nacht ist unangefochten,
aber nichts desto trotz muss sie enden,
für mich früher als für die Welt,
denn das Leben regiert leider den Tag,
so dass ich nicht schlafen kann bei Sonne,
bin ich wohl verpflichtet zu wachen,
sei es auch nur für ein paar Stunden,
bis die Nacht erneut hereinbricht,
und die Welt wieder verstummt.

Die Nacht ist der bessere Tag,
auserwählt für die Wenigen,
die sie zu schätzen wissen,
wie sie wirklich ist.

Dunkel,
besonders,
verschwiegen,
nachdenklich.

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Begegne mir bei Nacht,
wenn du wissen willst,
begegne mir bei Tag,
wenn du raten willst.


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