Sonntag, 11. Oktober 2009

Todeslilie

Ich habe sie gesehen,
unscheinbar am Wegesrand,
lauernd in stiller Weise,
die ich nicht begreifen will,
ist sie doch nur eine Pflanze,
aber dennoch so viel mehr,
fern meiner Gedankenwelt.

Ihr Duft ist süßlich,
gar verführerisch in seiner Art,
ziehend jeden in seinen Bann,
welchen ich als angenehm empfinde,
so wie jeder vor mir ihn angenehm fand,
bevor der Drang zur Berührung führte,
und die Berührung zum letzten Fall.

Tödlicher noch als Gift,
fesselnder als der Tod selbst,
schemenhaft wie ein Gespenst,
lässt sie den Puls weiter rennen,
das Herz in neue Dimensionen dringen,
welche nicht mal durch Hass getilgt werden,
brennend wie ein kaltes Feuer im Inneren,
besiegend jeden Funken des klaren Verstandes,
der seinen eigenen Überzeugungen weicht,
geleitet von den heftigsten aller Gefühlen,
selbst wenn dieses einer Illusion entsprungen,
so wie es immer nur einer Illusion entspringt,
auch wenn diese normalerweise doch realer.

Ihre Blüten sind bläulich,
glänzend in schwarzem Glanz,
der mich so sehr an meine Seele erinnert,
spiegelt diese sich doch schon in meinen Augen,
manifestiert in meiner finsteren Erscheinung,
die nicht mehr ihren Blick lösen kann,
von dieser alten eiskalten Blume,
die mir langsam die Sinne raubt.

Zahllose Stunden vergehen,
immer noch knie ich hier,
kann sie nicht allein zurücklassen,
kann sie aber auch nicht berühren,
gefangen in einem Teufelskreis,
der geboren zwischen Leben und Tod,
schlachtend zwischen Liebe und Hass,
obgleich jeder Sieg nur Schein ist.

Oh Todeslilie,
zu lange forderst du schon mein Schicksal,
zu oft lässt mich mein Zögern an dich verlieren,
verliere ich doch mit jeder weiteren Sekunde,
alles das was einst mein Verstand war,
und alles das was einst mein freier Wille war,
also verrate mir doch einfach,
was ist die klügere Wahl?

Es ist soweit,
mein Wille beginnt zu brechen,
befreit jeden Gedankens berühre ich sie,
gedenke nicht mehr sie auch nur eine Sekunde zu missen,
feststellend das ihre kalte Aura mich erfasst,
wie sie mein Blut in den Adern gefrieren lässt,
meine Augen klar in die Dunkelheit blicken lässt,
bis mein Herz nicht mehr die Kraft besitzt zu schlagen,
erstarrend in den Tiefen meines verdammten Leibes,
der immer noch meine finstere Seele beherbergt,
obgleich diese nun in tiefste Agonie fällt,
erschlagen von einer klaren Gewissheit,
die mir die Macht meines Willens schenkt,
glaubte ich diese doch schon längst verloren.

Der Tod bleibt mir fern,
aber dennoch lebe ich nicht mehr,
desillusioniert blickend auf die Blüte,
welche mich hat erkalten lassen,
weil ich ihrer Hitze nicht widerstehen konnte,
welche mir wieder meine Augen geöffnet hat,
weil sie mich erblinden ließ durch ihre dunkle Art.

Vorsichtig setze ich sie ab,
zurück auf den Boden am Wegesrand,
hat sie mir doch alle meine Sinne geraubt,
könnte ich mir dennoch nie verzeihen,
wenn sie durch meine Hand verginge,
ist sie doch trotz der vergangenen Wärme,
immer noch auf ihre Weise etwas Besonderes.

Leise schreite ich weiter des Weges,
lauschend dem kalten Wind in den Bäumen,
auf dass er mich zu neuen Orten leite,
und ich erneut dem Wahn verfallen darf,
steckt dieser doch in so vielen Dingen.

--------------------------------------------------------------+

Ich tauche in diesen See aus Blut,
hinab bis zum schwarzen Grund,
nicht bereit den Schatz zu holen,
aber bereit mit ihm zu ertrinken,
bis ich eins mit ihm werde,
starr und leblos am Grund.


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