Montag, 19. Oktober 2009

Ruinenflug

Leise schwingt er durch die Lüfte,
durch die tiefe kristallklare Nacht,
die Nacht leuchtend hell wie der Tag,
spiegelnd das Licht des Mondes auf Schnee,
der sich herabgelassen auf eine Stadt,
die keinem Leben mehr trotzen muss.

Dies ist der Ruinenflug,
Flug über verdorbenes Land,
Reise durch eine vergangene Zeit,
die bereits gefroren in dem Spiegel,
durch den ihr in meine Seele blickt,
obgleich ich dies verachtend betrachte,
kann ich dem doch nicht entgehen,
bin ich verdammt zu einer Existenz,
die unter dem Blick eines Gottes,
den ich als Unwissenheit erkenne,
die Unwissenheit jener Masse,
die mir still ins Fleisch schneidet.

Die Höhen sind gefroren,
gar kälter noch als die Ruinen darunter,
auf die er versucht herabzublicken,
versucht mit dem Wind zu verwehen,
ohne zu bemerken das die Windstille siegt,
ungeachtet seines stetigen Flügelschlages,
der bloß den Schnee aufzuwirbeln beginnt,
bis die Gesichter der Vergangenheit aufgeraut.

Die Flügel schlagen weiter,
vorantreibend was schon tot,
fliegend einen letzten Flug,
der befohlen durch eine alte Stimme,
welche dem Schmetterling ins Ohr flüstert,
ihn langsam in einen Rausch versinken lässt,
bis die Stimme selbst zum Willen wird,
der aussichtlosen Reise einen Namen gibt,
nur um den Tod erneut zu streifen,
ohne dessen wahre Bedeutung zu nennen.

Leise höre auch ich die Stimme,
die das Getier durch meine Seele hetzt,
die es in meiner Vergangenheit wühlen lässt,
es auf eine Reise zu schicken scheint,
die den Schein des Lebens wahrt,
bis ich vielleicht den Schmetterling vergesse,
der geblieben nach verenden aller Zeiten,
den Schmetterling der in mir umherfliegt,
jede Nacht Tränen aus Blut vergießend,
in der Hoffnung dass ich ihn doch noch höre.

Die Stimme der Sehnsucht ruft nach ihm,
ihn leitend wie der Klang einer Sirene,
die sich in den Tiefen der Vergangenheit verlor.

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Ich erkenne die Spitze eines Uhrturms,
zwar gefroren in dem Winter der Zeit,
aber dennoch tickend bis zum jüngsten Tag.


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