Donnerstag, 18. Februar 2010

Dämmerstunde

Die Zeit ist gekommen,
war sie doch gedacht so fern,
empor gekrochen eine steile Wand,
die ich selbst nie überwinden kann,
gefangen durch die eigene Ohnmacht,
die nun erneut mein dunkler Richter,
bewaffnet mit Hammer stark und schwer.

Es schlägt meine Dämmerstunde,
nicht nur für jenen kurzen Moment,
sondern für jede Stunde die kommen mag,
geboren in dem Blut das ewig ruht,
aber den Schlaf schon lange verlor,
besessen von jenem finstren Dämon,
den ich als mein verdammtes Selbst erkenne,
erkenne als schwarzen Engel der ewig kämpft,
und sein eigenes Schicksal stets zu übersehen vermag,
geblendet durch das Licht hunderter Seelen,
die einfach nie zu verstummen bereit.

Leise ertönen die Stimmen,
geboren in dunkler Tiefe,
leise beginnt ihr gnadlos Donnern,
sich bohrend tief in den Geist,
noch viel tiefer in den Verstand selbst,
bis dieser nicht mehr zu stehen vermag,
gebrochen durch die Stimmen der Kreaturen,
die er täglich neu gebärt in großer Qual,
nur um klar die Realität zu erblicken,
die er doch nicht zu ertragen mag,
beruhigt durch falsche Klingen.

Hatte ich überhaupt eine Wahl?

Ich bin was ich bin,
unfähig mich selbst zu belügen,
ist die Wahrheit meine größte Sünde,
es ist eine bittere Sünde,
die mich nicht über Brücken gehen lässt,
noch lange bevor diese je gebaut,
sie lässt mich nicht durch Fenster blicken,
die ich noch nicht einmal erblickt,
sie lässt mich nicht in Sprachen sprechen,
die ich noch niemals zuvor gehört.

Wieso ist es eigentlich eine Sünde,
wenn man in der Lage ist klar zu sehen?

Es ist eine Sünde,
weil sie verbietet was alle verlangen,
auch wenn sie nicht wissen können,
es bleibt eine Sünde,
weil der Selbstbetrug die Tugend,
die ich niemals zu heucheln bereit,
selbst wenn sie schon Wahrheit scheint,
gewaschen in den Gedanken jener Menschheit,
die sich selbst zu vergötzen wagt,
sich und ihre bleibende Dummheit.

So schlägt meine Dämmerstunde,
weil mein Geist nicht zu fassen wagt,
was schon zu oft zuvor gelogen,
so schlägt diese verdammte Stunde,
weil kein Blinder zu sehen vermag,
nur weil ich ihm eine Richtung weise,
so schlägt meine dunkelste Stunde,
weil die Wahrheit zum schweigen verdammt.

Könnt ihr den Stundenzeiger hören?

----------------------------------------------------------+

Niemand vermag zu hören,
doch du kannst hören,
niemand vermag zu sehen,
doch du kannst sehen,
niemand vermag zu spüren,
doch du kannst spüren,
kannst du begreifen warum?


Ja, du kannst.


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